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1336. März 2. Brieg (aput Bregam in stuba domus Hincaconis).

prox. sabb. a. dom. Oculi, quod est sex. non. Marcii.

Nikolaus, Dechant der Oppelner Kirche, nimmt mit dem öffentl. Notar Nicolaus Arnoldi de Strelicz in der Wohnung des Hincaco zu Brieg die mündliche Erklärung des Komturs zu Lossen, Br. Heinrichs gen. Kiczinger, des Vertreters des Generalmeisters der Johanniter, entgegen, den Beweis führen zu wollen, daß die Ordenshäuser in Lossow (Lossen, Kr. Brieg), Olsna (Kl. Oels, Kr. Ohlau), Thincia (Gr. Tinz, Kr. Nimptsch), Stregonio (Striegau), Lemberg (Löwenberg) u. Goltberg (Goldberg) durch die Fürsten u. Räuber in ihren Einkünften so zerrüttet seien, daß sie weder den päpstl. Zehnten nach Gebühr entrichten konnten, noch die Rückstände davon voll zahlen können. Darauf vernimmt er gemäß dem Befehl des päpstl. Legaten Galhard de Carceribus (s. Reg. 5578) die ihm darüber von dem Komtur vorgeführten 12 Zeugen, nachdem diese - die Kleriker auf die heil. Evangelien, die Laien auf das heil. Kreuz des Herrn - im Beisein des Komturs Conrad v. Brieg u. des Vizekomturs Waschmud v. Brieg geschworen hatten, nur die volle Wahrheit sagen zu wollen. Die Zeugen machen folgende Aussagen: 1) Br. Guntherus, crucifer laycus sed litteratus, z. Z. krank, bek., daß i. J. 1326, i. dem der 6jährige päpstl. Zehnte gezahlt wurde, der Hzg Boleslaus v. Brieg die Johanniter durch Erpressung von 100 Mk. Prag. Gr. geschädigt habe, desgl. i. folg. Jahre um 100 Mk. u. im drittfolg. J. um 50 Mk. In dieser Zeit habe d. gen. Hzg auf seinem Zug nach Ungarn 6 oder 7 Tage mit 1600 Pferden u. Leuten in Lossen gelegen, wovon das dortige Ordenshaus sich bis dato nicht habe erholen können. Ebenso habe der Hzg v. Brieg sich mit d. Hzg v. Münsterberg damals mit 300 Pferden u. Leuten in Kl. Oels einquartiert. Im 4. u. 5. Jahre der päpstl. Zehntzahlung habe der damalige Komtur v. Kl. Oels dem Brieger Hzg 100 Mk. Gr. von Haus u. Hof daselbst geben müssen, u. es verginge keine Woche, daß nicht die Brieger Herzöge oder Bolco v. Münsterberg kämen u. mit großem Gefolge dort Quartier nähmen. Zudem hätten in jenen Jahren der päpstl. Zehntzahlung ständig Gäste den Johannitern zur Last gelegen u. schwere Ausgaben verursacht. Wegen all dieser Schmälerungen in den Einkünften hätten die gen. Ordenshäuser sich bis dato nicht erholen können, weswegen auch der 6jähr. päpstl. Zehnte nicht nach Gebühr entrichtet werden konnte. Zu seinem Zeugnis wäre er weder informiert worden, noch hätte er es vereinbart, noch wäre er heimlich dazu veranlaßt worden. Sein Alter gibt er auf 64 oder 65 Jahre an. - 2) Br. Conradus, gen. Spygil, crucifer laycus, bek., daß Hzg Boleslaus v. Brieg zu Beginn der Zahlung des 6jähr. päpstl. Zehnten, i. J. 1326, auf seinem Hochzeitszuge nach Ungarn (pro sua domina seu conjuga bei ihm in Lossen mit 500 Pferden u. Leuten eingezogen wäre u. dort, um sich zu sammeln, 8 Tage gelegen hätte, während deren sein Gefolge auf 1500 Pferde u. Mann angewachsen wäre. Der durch diesen Aufenthalt d. Hzgs verursachte Schaden, für den nie Ersatz geleistet worden sei, habe durch Aufwendungen an Getreide, Vieh u. a. reichlich 100 Mk. Pr. Gr. betragen. Er (Konrad) wäre zur Zeit allein Komtur in Lossen gewesen. Im folgend. Jahre habe ein gew. Räuber (predo), namens Heinrich de Kychlicz mit dem gen. Brieger Hzg eine Fehde gehabt, während deren das Lossener Haus durch Raub von 13 Stück Rindvieh u. 40 Pferden um wenigstens 410 Mk. Pr. Gr. außer dem eigenen Verlust des Komturs v. 2 Pferden im Werte von zusammen gut 9 Mk. geschädigt worden sei. Im 3. Zehntjahre seien ihm (Konrad) 21 Pferde, für die er kein Futter beschaffen konnte, gefallen, was einen Verlust von wenigstens 30 Mk. Pr. Gr. für das Lossener Haus bedeutete. Weitere 100 Mk. Pr. Gr. Schaden seien im 4. Zehntjabre durch die Fehde des Jesco de Croern mit dem gen. Hzg v. Brieg entstanden u. im folg. Jahre dazu noch ein Schaden v. 60 Mk. für das Haus in L. durch Mißwachs von Getreide u. Wein. Zu alledem habe der gen. Hzg v. Brieg in jenen 5 Jahren den Johannitern in Lossen, Kl. Oels, Gr. Tinz etc. außerd. 350 Mk. Pr. Gr. an barem Gelde erpreßt, zu denen das Lossener Haus allein 90 Mk. gezahlt habe, etc. Sein Alter gibt er auf über 50 Jahre an. - 3) Herr Heinrich, Presbyter u. Pfarrer i. Lossen, crucifer, zeugt wie der Vorgen., doch gibt er den Schaden des L. Hauses in der Fehde des Brieger Hzgs mit Heinrich de Kychlicz auf reichl. 200 Mk. Pr. Gr. an. Im 4. Zehntjahre habe ihnen in Lossen der Räuber Vroczlaus de Wolouecz 40 Pferde im Werte von zusammen 50 Mk. Pr. Gr. genommen, etc. Sein Alter gibt er auf über 50 Jahre an. - 4) Br. Heinrich de Olsna (Kl. Oels), crucifer sed laycus, bek., daß das Haus i. Kl. Oels durch die Fehden Jescos de Croern u. anderer Räuber mit dem gen. Hzg v. Brieg in jenen 5 Jahren der päpstl. Zehntzahlung zerrüttet (destructa) worden sei; u. zwar im ersten Jahre durch 150 Mk. Schaden an Aufwendungen für einen 8tägigen Unterhalt von über 100 Mann u. Pferden. Dazu habe das Kl. Oelser Haus in der Fehde des de Kychlicz mit dem Hzg v. Brieg für Hilfeleistungen zur Verteidigung des Landes Ausgaben in Höhe von gut 150 Mk. gehabt. Das 3. Jahr habe ihnen in Kl. Oels durch Überschwemmungen eine Mißernte u. einen Verlust von über 100 Mk. außer den 100 Mk. Schaden gebracht, die sie damals in der Fehde des Hzgs Conrad m. d. Hzg v. Brieg an Aufwendungen für Menschen u. Pferde machen mußten. Im folgenden Jahre habe der damalige Komtur des Hauses zu Kl. Oels, Br. Kychil, den Hzg Nicolaus de Oppauia (Troppau) durch Zahlung von 20 Mk. Pr. G. veranlassen müssen, von dem geplanten Einlager auf den Gütern der Johanniter zu Kl. Oels abzustehen; und im 5. Zehntjahre seien ihnen dort 14 Pferde im Gesamtwerte von gut 20 Mk. gefallen. Zudem habe in jenen 5 Jahren der gen. Hzg v. Brieg von ihrem Hause im 1. u. 2. Jahre je 100 Mk., im 3., 4. u. 5. J. je 50 Mk. Pr. Gr. erpreßt, etc. Sein Alter gibt er auf über 50 Jahre an. - 5) Johannes de Rosinthal (Rosenthal b. Brieg), litteratus, ehem. Bürger v. Oppeln, bek., daß er nur über Lossen zeugen könne. Von diesem Hause habe der Hzg v. Brieg seit 1326 bis dato jährlich außer dem rechtmäßigen Zins 100 Mk. Pr. Gr. erpreßt. Dies Geld sei öfters in Brieg an Herrn Thammo, den Protonotar d. Hzgs, u. andere hzgl. Beauftragte abgeliefert worden. Im übrigen sagt er wie die ersten Zeugen aus. Sein Alter gibt er auf über 40 Jahre an. - 6) Thyczko de Rosinthal (Rosenthal b. Brieg), laycus, zeugt über das Haus in Lossen wie die ersten Zeugen. Sein Alter könne er nicht angeben. - 7) Appeczco de Buchus (Buchitz, Kr. Brieg), laycus, wie der vorgen. Zeuge. Sein Alter gibt er auf 40 Jahre an. - 8) Nicolaus de Lossow (Lossen), laycus, bekundet zu dem bereits Bekannten, daß im 2. Zehntjahre jener de Kychlicz den Johannitern in L. durch Verbrennung des Dorfes Jeschin (Jeschen b. Brieg) einen Schaden von 60 Mk. zugefügt habe. Bald nach der Niederbrennung dieses Dorfes sei er wiedergekommen u. habe von Buchus (Buchitz, Kr. Brieg) 60 Pferde geraubt, von denen sie nur 20 zurückerlangen konnten, etc. Sein Alter gibt er auf über 40 Jahre an. - 9-11) Henricus de Bertholdi villa (Bärzdorf b. Brieg), Herbordus de Eindeco u. Nicolaus de Cloysdorph (Klosdorf, Kr. Ohlau), layci, alle drei je 40 Jahre alt, bezeugen, daß das Haus zu Kl. Oels vor 9 oder 10 Jahren durch Raub v. Pferden u. Hagel einen Schaden von über 100 Mk. Pr. Gr. hatte. Die Namen der vielen Pferderäuber wären ihnen nicht mehr erinnerlich. Zudem habe Hzg Boleslaus v. Brieg in jenen 5 Zehntjahren jährlich von den dortigen Johannitern außer dem rechtmäßigen Zins 200 Mk. Pr. Gr. erpreßt, die der Schreiber u. andere Beauftragte des Hzgs in Empfang genommen hätten. Dazu hätten Räuber auch im 2., 3., 4. u. 5. Zehntjahre das Haus in Kl. Oels jährlich um mehr als 100 Mk. geschädigt, etc. - 12) Johannes, Pfarrer von Rosintal (Rosenthal b. Brieg), Presbyter, bek., daß im Jahre 1326 das Lossener Haus durch die Räubereien des de Kychlicz, bei denen er selbst eine gute Kuh verlor, einen Schaden von 500 Mk. Pr. Gr. erlitten habe. Seit 10 Jahren erpresse zudem d. Hzg Boleslaus v. Brieg von ihnen in L. eine große Summe Geld außer dem rechtmäßigen Zehnten, etc. wie die ersten Zeugen. Unter seinem Eide fügt er hinzu, daß sie zu ihrem Eigen (in censu) i. L. für das Haus noch nicht 20 Mk. hätten, u. daß ihr Haus ohne die jährliche Unterstützung (remedium) ihres Meisters schon lange verlassen worden wäre. Er wisse das alles, weil er fast dauernd im Hofe zu L. sei, da seine Kirche oder sein Dorf dort liege, etc. Sein Alter gibt er auf über 40 Jahre an. - Obige Zeugenaussagen waren v. Nicolaus natus Arnoldi de Strelicz, Kleriker der Bresl. Diöz. u. kaiserl. Notar, der die Zeugen verhörte, auf mehreren Pergamentstücken, die er durch einen Faden verband, aufgezeichnet u. mit seinem Signum u. Namen unterschrieben worden.

Z.: Mag. Nicolaus Dechant v. Oppeln, Jacobus Domherr v. Aquileja, Peter Krakauer Bürger, Zacharias Bresl. Bürger, Arnoldus öffentl. Notar u. Schreiber des gen. päpstl. Legaten, Petrus famulus des Legaten, Johannes Kretschmer v. Rosenthal, Johannes Kleriker v. Brieg u. a.


Inseriert in der am 2. Mai 1336 gefertigten u. im Malteser-Großprioratsarchiv zu Prag befindl. Orig. (s. das.).


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 29, 1923; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1334 - 1337. Herausgegeben von K. Wutke.